Trauer mit Kerzen eine wahre Geschichte
Trauer verarbeiten mit schwarzen Trauerkerzen
Bevor ich Ihnen hier meine wahre Geschichte erzähle, sollte ich kurz erwähnen, dass ich beruflich zur See fahre. Ich hatte nachstehend
beschriebenes Erlebnis, weil es mir leider nicht möglich war zur Beisetzung zuhause zu sein.
Da es sich jedoch um eine Seebestattung
handelte, war ich genau genommen doch irgendwie anwesend.
Aber lesen Sie selbst zuerst den hier nur hineinkopierten Wortlaut vom Auszug einer Email, welche ich an meine Frau und meinen Bruder schrieb.
Zitat
"Ich bleibe nach wie vor Atheist doch ich glaube ganz fest an etwas, was uns Menschen in irgendeiner Form verbindet. Ich komme
gerade von achtern, wo ich ca. eine Stunde lang gestanden habe, teilweise mit geschlossenen, teilweise mit geöffneten Augen. Ich presste
die ganze Zeit meine Hände zusammen, als würden sie zur einen Seite Dich und zur anderen Seite Dich festhalten. Ich nahm still Abschied
von Paps, indem meine Gedanken an früher, bis an den Tag unseres letzten persönlichen Abschieds kreisten. Und immer wieder musste ich auch
an Dich denken Andrea und an Dich Ralf.
Es war wie Magie. Und was ich jetzt beschreibe, das kann ich selbst irgendwie noch nicht ganz
glauben, doch es ist genauso geschehen.
Während ich da in Gedanken an euch drei versunken war, flog im Abstand von ca. 10 Minuten je eine Motte(?) in Richtung Licht (haben es
vermutlich nicht überlebt). Das Licht ist einer der grellen und heißen Scheinwerfer, der das Achterdeck ausleuchtet. Wir befinden uns
gerade auf Reede vor Anker in Paranagua. Deshalb ist das Licht an Deck angeschaltet. Jedenfalls kamen diese Motten oder was immer es auch
war von unten, als würden sie vom Wasser herkommen und flogen an mir vorbei. Ist natürlich Quatsch, denn sie kamen definitiv von der Seite
aus dem Dunkeln, so dass es nur so wirkte, als kämen sie aus dem Wasser. Aber irgendwie glaube ich gespürt zu haben, dass Du (Ralf) die
Urne berührt hast und Paps liebe Grüße überbracht hast. Auch wenn dem vielleicht nicht so war, so spürte ich dennoch ein übermannendes
Gefühl und ich ließ meinem Tränen freien Lauf.
Es war Trauer und Befreiung zugleich. Dieser Moment ließ meine Hände noch mehr
zusammenpressen und ich war euch noch näher verbunden. Ich öffnete dann irgendwann die Augen, ließ die trocknenden Tränen aber wo sie
waren. Ich wollte diese Magie nicht mit einer Handbewegung zerstören und schaute einfach nur aufs Wasser, welches gut durch eben diesen
Scheinwerfer ausgeleuchtet wird.
Als ich so benommen drauf schaute und glaubte, dass Vaters jetzt dem Wasser übergeben war, da sah ich ein Fischlein schwimmen. Nein! Es war keine Einbildung. Ich sah es ganz eindeutig und es peitschte wie zum Gruß die Wasseroberfläche. Ja ich weiß, dieses Fischlein wurde jetzt vielleicht sogar schon verspeist, weil es definitiv auf der Flucht war, denn sonst würde ein Fisch nicht über die Wasseroberfläche gehen. Aber es war so seltsam passend, als wenn das Fischlein eben doch kurz von Paps "gesteuert" wurde.
Und ebenfalls unbeschreiblich war, dass nur ca. gefühlte 5 Minuten nach diesem Fischlein ein kleines Fischerboot von vorn aus dem Dunkeln kommend an mir achtern vorbei fuhr. Es fuhr in Richtung Horizont und ein Scheinwerfer von diesem Boot beleuchtete matt dessen eigenes Deck. Mit etwas Fantasie könnte man meinen, dieses kleine Boot bringt Licht in die Ferne, welche noch tief ins Dunkel getaucht war.
Und wiederum das Zusammentreffen zweier Ereignisse, die unabhängig voneinander sowieso passiert wären (die Definition des Zufall): Als
das Boot mit dem Licht in der Ferne von mir kaum noch auszumachen war, genau da brach am Horizont das erste morgendliche Licht durch. Nur
schwach und ganz zart und im beinahe selben Moment spürte ich eine frische Windbrise. Nicht eingebildet, sie war absolut real existent.
Und ja, auch das ist völlig rational und normal. Jeden Morgen, wenn das Licht am Himmel durchkommt, weht hier automatisch ein stärkeres
Lüftchen. Es ist kein Phänomen, sondern einfach nur eine ganz natürliche Erscheinung dieser Region.
Aber ich will ganz einfach glauben,
dass all das zusammen kein Zufall war (der es zweifellos aber eben wohl doch war).
Wäre ich religiös, so hätte es nicht mehr an Zeichen geben können. Erst die Motten(?) als Vorboten der gedanklichen Verbindungsaufnahme?
Dann das Fischlein welches auf Wiedersehen sagt? Dann der Fischer, welcher das Licht in die Zukunft bringt? Das Licht, welches dann die
Dunkelheit aus unseren Herzen vertreibt? Der leise Windhauch, der Hoffnung und Zuversicht geben soll, da er die trüben Gedanken wegbläst?
Und nicht zuletzt das Kitzeln der durch den Wind bewegten Haare auf der Haut, welches einem Streicheln gleich kam... Ich fühle mich
momentan befreit und scheine genau mit dieser Folge an Ereignissen meine Mitte wiedergefunden zu haben.
Ich hoffe, dass es euch nun
nach dem Abschied genauso ergeht. Für euch muss es doppelt und dreifach so schwer gewesen sein. Es ist ein unvergleichlich drückender
Unterschied, ob ich alles nur gedanklich verfolge oder es persönlich erlebe. Ich wünsche euch einen schönen Tag und ein schönes
Wochenende.
Das Leben geht unaufhörlich weiter und schert sich nicht um den Verlust eines Menschen. Seht euch um. Die anderen Menschen laufen an uns vorbei und gehen ihrem täglichen Treiben nach. Als sei nichts geschehen... Auch für uns wird eines Tages die Zeit kommen, an dem unsere Uhr stehenbleibt. Lasst uns diese Zeit bis dahin sinnvoll nutzen und verbringen!"
Ende Zitat
Anmerkung: Durch die Zeitverschiebung bin ich morgens gegen 5 Uhr Bordzeit achtern gewesen. In Deutschland war es bereits 9 Uhr. Ich wollte zeitgleich und wenigstens im Gedanken bei der Seebeisetzung dabei sein. Ich sah erst zuhause den späteren Auszug der Seekarte vom Bestattungsinstitut, auf welcher die genaue Zeit der Urnenübergabe ins Wasser notiert war. Beim Vergleich mit der zeitlichen Abfolge bei mir an Bord, könnte sich das erwähnte Fischlein tatsächlich synchron bei mir gezeigt haben. Aber vielleicht ist es auch nur eine Wunschvorstellung…
Trauerkerzen helfen wirklich
Als ich dann ein paar Wochen später zuhause war, fühlte ich mich noch immer irgendwie, nennen wir es ruhig "schuldig". Ich konnte ja leider nicht beim letzten Abschied direkt vor Ort zugegen sein.
Mein Vater hat mir zwar schon früh die Last genommen, denn er sagte irgendwann einmal beiläufig, dass das sich gegenseitig Besuchen und
im Kontakt bleiben stets wichtiger ist, als jede vergossene Träne am Grab.
Insofern waren wir beide "im Reinen", denn wir sahen uns
trotz einiger Entfernung sehr häufig und waren selbst auf See stets via Email im Kontakt. Aber irgendwie war meine innere Ruhe dennoch aus
dem Gleichgewicht. Es fehlte irgendwie doch der persönliche Abschied während der Beisetzung.
Nun hat mir mein Vater in seiner letzten Email die ich empfing ein Foto gesendet. Er hat es anscheinend eigens für mich aufgenommen, denn
niemand anderes kannte diese Aufnahme. Ahnte er etwas? Wollte er mir damit ein Abschiedsgeschenk machen? Wollte er mir gar etwas damit
sagen? Ich weiß es nicht wirklich.
Doch ich beschloss diesen Ort aufzusuchen und eine schwarze Kerze mitzunehmen, quasi "erfand" ich
diese schwarze Trauerkerze, die zuvor nicht im Kerzensortiment existierte. Ich bat also meine Frau eine solche anzufertigen und zog allein los
diesen Platz zu suchen. Ich wusste, dass mein Vater viel an der Rügener Steilküste auf dem Weg nach Stubbenkammer unterwegs war. Es war
also naheliegend dort zu beginnen.
Nach gut einer Stunde Weges fand ich besagte Stelle. Und ich erlebte wiederum ein natürliches
Phänomen. Bis eben war es noch bewölkt aber es schien ab und an doch noch die Sonne. Auch herrschte zum Zeitpunkt meines Eintreffens dort
an der Stelle ein permanent böiger Wind. Ich versuchte zwar die Kerze zu entzünden, indem ich sie geschützt hinter einen Baum stellte.
Doch keine Chance. Ich bekam ja kaum die Streichhölzer an, da blies sie der Wind auch schon wieder aus.
Was also tun? Ich wollte doch
mental gebührend Abschied von meinem Vater nehmen. Denn verblüffender Weise musste ich feststellen, dass in etwa auf dieser Höhe des
Aussichtspunktes, draußen auf der Ostsee die Seebestattungen stattfinden. Noch ein Zufall? Ich schätze mal ja.
Ich stand dort einige Zeit, ließ das Panorama auf mich wirken, ging in mich und nach einer Weile fing es an zu regnen. Durch die Windböen
wurde es richtig unangenehm, so dass ich mich nicht wirklich auf einen inneren Abschied konzentrieren konnte.
Als habe es so sein
sollen, mir fiel nur ein Gegenvorschlag ein, denn inzwischen peitschte der Regen so kräftig, als wollte er mich regelrecht von dort
vertreiben.
Ich trat also den Rückweg an. Auf selbigem überlegte ich und suchte nach anderen würdigen Alternativen, als den, welchen
ich bereits im Kopf hatte. Denn ich wollte meinem Vater unbedingt diese schwarze Kerze widmen. Während ich also gedankenversunken vor mich
hin trottete, das Für und Wider abwägend, blieb wirklich nur dieser eine Bestimmungsort(?) übrig.
Na klar. Es gibt vermutlich
eigentlich nur eine würdige, dem Umstand angemessene, trockene und zudem windgeschützte Wahl.
Aber ist es richtig? Würde mein Vater DAS wollen?? Ist DAS der Grund, warum ich zu diesem von ihm fotografierten Ort an der Steilküste
vor Sassnitz gehen wollte (oder gar sollte)? Dort mit ihm Verbindung aufnehmen, damit er mir dann seinen Wunsch mitteilen kann?
Ging da
gerade meine Phantasie mit mir durch? Ich kann es aus heutiger Sicht nicht rational beantworten und es wird wohl auch für mich ein
Geheimnis bleiben. Doch ich steuerte geradewegs auf die St.-Johannis-Kirche von Sassnitz zu.
Es nieselte noch kräftig. Mir war ein wenig beklommen zumute. Denn was ist, wenn die Kirche verschlossen ist? Was für diese Kirche nicht
ungewöhnlich ist. Ich würde definitiv nicht zum Pfarramt gehen wollen.
Ich stieg die Treppen mit gemischten Gefühlen nach oben auf den
Hügel, auf welchem sie vor mehr als hundert Jahren erbaut wurde.
Erleichtert sah ich, dass die Kirchentür auf war.
Als ich den Kirchen Innenraum betrat war ich vollkommen allein. Auch nicht unbedingt ungewöhnlich, doch irgendwie war mir schon flau.
Warum? Mein Vater war durch und durch Atheist. Ich bin es ebenso und stehe dazu.
Wenn ich im Leben eine Kirche betrat (und es waren
sicher hunderte), dann ausschließlich nur, um ihre Architektur und malerischen Kunstwerke zu bewundern.
Also was machte ich hier nur?!
Was hatte ich hier verloren??! Aber irgendwie bewegte ich mich beinahe automatisch in Richtung Kirchenaltar.
Auf der obersten steinernen Stufe vor dem Altar, platzierte ich nun die schwarze Kerze und zündete sie an. Ich setzte mich in die erste
Reihe, so dass ich dieser Trauerkerze genau gegenüber und beinahe auf Augenhöhe saß. Ich schaute in die Flamme und schloss gelegentlich
die Augen. Ich spürte, wie eine innere Ruhe mich ergriff.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort in völligem Stillschweigen und Einsamkeit
saß. War es eine Stunde oder länger? Ist auch nicht wichtig.
Es gab dann jedenfalls den Moment, wo ich alle Erinnerungen sortiert hatte. Betrachtungen von der Kindheit bis zu unserem letzten
persönlichen Treffen.
Ich ließ die Kerze an ihrem Platz stehen, denn es war ein sicherer, nur von Steingut umgebener Platz, um sie
unbeaufsichtigt brennen zu lassen. Und vermutlich hat die Trauerkerze eher der Kirchendiener gefunden und löschte sie, bevor sie ganz
herunterbrennen konnte.
Ich ging irgendwie befreit aus der Kirche. Als wäre mir eine seelische Last abgenommen worden.
Ich war mit meinem Vater "im Reinen".
Und ob Sie es nun glauben oder nicht, als ich die Kirche verließ, hatte der Regen aufgehört. Die Sonne ließ zwar noch eine gefühlte Stunde
auf sich warten, aber ich kam trockenen Fußes an mein nächstes Ziel, dem Auto.
Noch heute denke ich manchmal an die eben geschilderten Situationen und Umstände. Alles nur Zufall? Als "eiserner" Atheist meine ich nach wie vor ja! Doch wäre der Gedanke an sich nicht schön, wenn es tatsächlich eine Art, wenigstens spirituellen Weiterlebens gibt? Ich würde mich nicht darauf verlassen, aber der Gedanke gefällt mir. Fakt ist, die schwarze Trauerkerze half zumindest mir meine Ruhe und Gelassenheit wiederzufinden.
Vielleicht haben Sie ja ähnliche Erlebnisse im Zusammenhang mit Trauerkerzen oder während einer Andacht gehabt?
Trauerkerzenlicht
hilft wirklich, wie auch ich es erfahren musste!
Rügen ist faszinierend - ein letztes Foto meines Vaters
Nicht grundlos als schönste Insel von Deutschland bezeichnet. Zahllose Touristen strömen jedes Jahr auf die im Nord-Osten hinter Stralsund liegende Insel.
Kreideküste von Rügen - das letzte Foto das ich von meinem Vater bekam **
Es gibt zig Sehenswürdigkeiten auf Rügen, welche man unbedingt gesehen haben sollte. Oft reicht ein Urlaub nicht aus, um die herrlich
grüne Insel tiefgründig zu erforschen und für sich zu entdecken.
Da gibt es Putbus mit seinen reizvoll angelegten Parks und dem Zirkus
(so nennt sich eine grüne Oase). Mukran mit seinen Feuersteinfeldern, Prora mit dem 5 km Haus. Binz die Urlaubermetropole schlechthin. Die
Badeort Göhren für Insider und Binz mit seiner Seebrücke. Auf dem Weg zur ältesten Stadt Rügens fährt man von Stralsund kommen durch
regelrechte Baumtunnel. Arkona, der nördlichste Punkt Deutschland. Bergen mit dem Ausflugziel Rugard. Kleine aber schick angelegte Dörfer
wie Thiessow, Lobbe und Middelhagen. Das Jagdschloss Granitz, beinahe im Zentrum Rügens thronend. Eine Ausfahrt mit der "Bimmel"-Kleinbahn
Rasender Roland. Glowe mit seinem "goldenen" Strand und dem riesigen Kiefernwald "Schabe".
Und es gibt noch so viel mehr, was es wert ist aufzuzählen. Aber vielleicht finden Sie es ja selbst heraus oder waren gar schon
dort.
Ein Urlaub in dieser Region lohnt sich definitiv nicht nur für "Strandjunkies und Wasserratten".
Für Wanderlustige definitiv ein Muss: Besonders reizvoll, die Kreidefelsen von der Kleinstadt Sassnitz bis hin zum Königstuhl in Stubbenkammer.
** Auf dem Foto ist der im Text Trauer mit Kerzen verarbeiten beschriebene Panoramaort zu sehen. Auch ohne den für mich speziellen Hintergrund ist dieses Flecken Erde in jedem Fall empfehlenswert.
Sie finden ihn, indem Sie von Sassnitz in Richtung Stubbenkammer immer oben, direkt auf der Steilküste entlang wandern. Keine Sorge. Wenn Sie sich stets auf den vorgeschriebenen Wegen aufhalten, dann kann auch nichts geschehen. Abbruch von ganzen Küstenabschnitten kommt insbesondere im Herbst durch Sturm und Auswaschungen und im Frühjahr beim Tauprozess vor. Aber die Wanderwege sind stets weit genug entfernt von den eigentlichen Gefahrenstellen und meist auch durch Geländer gesichert.
Es sollte also kein wirklicher Ort für schwarze Trauerkerzen, sondern ein Bild der Lebensfreude sein!